SP31: Besichtigung des Forschungsinstitutes AIST Tokyo Waterfront



Am Dienstag, den 17. März 2015, brachen die StipendiatInnen des 31. Jahrgangs des Prorgramms „Sprache und Praxis in Japan“ zum National Institute for Advanced Industrial Science and Technology (AIST) auf, um einen kleinen Einblick in die verschiedenen Forschungsbereiche des Instituts zu bekommen.

Die Besichtigung begann mit einer kurzen Einführung durch Dr. Lorenz Granrath, der einen generellen Überblick über AIST mit seinen zehn Forschungsbasen gab. In Zusammenarbeit mit der Tsukuba Innovation Arena for Nanotechnology, dem Fukushima Renewable Energy Institute und der Bio and IT Fusion Research Base werden Forschungen in den Bereichen „Green Technology“ und „Life Technology“ betrieben. Während in der „Green Technology“ Forschung für eine umweltfreundlichere Gesellschaft betriebenwird, ist das Ziel der „Life Technology“ die Sicherstellung eines gesunden und sicheren Lebensstandards.

 

AIST Roboter

Life Technology: supporting robot for drug discovery

Im Anschluss wurden die Stipendiaten in das Digital Human Research Center der AIST Tokyo Waterfront geführt. Dort stellte Dr. Hiroaki Hobara seine Forschung im Bereich „Biomechanics of prosthetic sprinting“ vor. Dabei hatten die SP-Teilnehmer die Möglichkeiten eine Spezial-Prothese namens Cheetah (engl. Gepard) aus nächster Nähe zu betrachten und zu berühren. Diese Art von Prothese wird von Leistungsportlern verwendet und gehört vor allem bei den Paralympischen Spielen zum Standard. Eine einzige Prothese dieser Art kostet zwischen 3.000 und 4.000 Euro.

In der anschließenden Fragerunde erklärte Dr. Hobara, dass man die Körpergröße eines Menschen anhand der Proportionen des Oberarmes und der Größe des Torsos messen kann. Dies ist u.a. in den Fällen nötig, in denen Personen von Kindesalter an auf Prothesen angewiesen sind und die Größe später im Erwachsenenalter für eine passende Prothese errechnet werden muss.

 

Child Injury Prevention: Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind auf Grund eines Unfalls

Den zweiten Teil der Führung übernahm Dr. Yoshifumi Nishida, welcher im Bereich der „Child Injury Prevention“ tätig ist. Laut ihm sind bei Kindern sowohl in Japan als auch in Amerika Unfälle der Todesgrund Nummer eins. Deswegen wird im AIST Tokyo Waterfront nach Möglichkeiten geforscht, eine kindersichere Umgebung zu schaffen. Mit Hilfe mehrerer Krankenhäuser wurden ca. 30.000 Fälle dokumentiert, um einen Gesamtüberblick über die häufigsten Unfallursachen schaffen zu können. So zählen zu den häufigen Ursachen u.a. Verbrennungen durch Misosuppe, Kaffee oder Reiskocher-Dampf.

Das Forschungszentrum arbeitet dabei bilateral mit anderen Firmen zusammen, welche die die Forschungsergebnisse für die Herstellung neuer Produkte benutzen. So wurden im Falle des Reiskochers bereits neue Ideen entwickelt, Verbrennungen weitestgehend vorzubeugen: So gibt es nun seit 2009 den IH – Reiskocher, dessen Dampftemperatur auf 50 Grad reduziert werden konnte. Als weiteres Beispiel wurde den Stipendiaten eine neue Kinderzahnbürste gezeigt, die in Japan ab April auf den Markt kommen wird. Diese Zahnbürste besitzt einen sehr flexiblen Hals, sodass sich Kinder nicht mehr so schnell im Mundinnenraum oder Rachen verletzen können.

 

BIS System AIST

BIS System

 

Doch auch neue Gesetzesverabschiedungen haben einen Einfluss auf die Forschung der „Child Injury Prevention“. Laut dem neuen Organspendegesetz in Japan können Kinder nun auch ihre Organe nach dem Tod spenden. Einzige Ausnahme: wenn der Tod durch eine Misshandlung erfolgt ist. Doch wie kann man zwischen einer Unfallverletzung und einer Verletzungals Folge einer Misshandlung unterscheiden?
Für diese Problematik wurde ein sogenanntes „Bodygraphic Info System“ erstellt, in dem u.a. die Größe, der Bereich, und die Position verschiedener Verletzungen beschrieben und visualisiert werden können. Mit Hilfe dieses Systems haben Ärzte die Möglichkeit die Verletzungsmerkmale einzugeben, um die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verletzung durch eine Misshandlung oder einen Unfall herbeigeführt wurde, berechnen zu lassen.

Abschließend wurde von Dr. Nishida der „Injury Precognition Support Service“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Programm für Eltern, in dem durch die Eingabe des Alters des Kindes und zusätzliche Angaben (z.B. ob das Kind schon krabbeln kann) im Anschluss eine Liste von möglichen Gefahrenquellen erstellt wird. Diese Information kann dann dazu genutzt werden um eine kindgerechte Umgebung zu gestalten.

Die Tour durch AIST Tokyo Waterfront bot einen sehr interessanten Einblick in die momentanen Forschungen des Instituts und zeigte inwieweit Wissenschaft und Wirtschaft zusammen agieren können.

 

AIST: Das National Institute of Advanced Industrial Science and Technology zählt zu einer der größten öffentlichen Forschungseinrichtungen in Japan, welche u.a. von der japanischen Regierung finanziert wird. Das Institut existiert in seiner derzeitigen Form seit 2001, doch seine vorherigen Institute bestehen schon seit 1882. AIST integriert wissenschaftliche und technische Kenntnisse für einen sozio-ökonomischen Gebrauch und unterstützt dabei u.a. die japanische Industrie.

 

Adriane Janosch
Praktikantin
DAAD Tokyo
März 2015

Zum Original-Beitrag des DAAD Tokyo