Doppel-Jubiläum: DAAD und JSPS Club beim Netzwerkdialog Deutschland-Japan


Sowohl der DAAD und als auch der JSPS Club (Deutsche Gesellschaft der JSPS Stipendiaten e.V.) feiern in diesem Jahr runde Jubiläen und luden daher am 2. Oktober zu einer gemeinsamen Veranstaltung. Der DAAD kann auf stolze neunzig Jahre Erfolgsgeschichte seit seiner Gründung zurückblicken. Der JSPS Club, der ebenfalls die Wissenschaftsbeziehungen zwischen dem deutschsprachigen Raum und Japan mit vielfältigen Aktivitäten unterstützt, ist mit seinem 20. Jahrestag etwas jünger.

 

Frau Dr. Toyka begrüßt die Stipendiaten und Alumni des DAAD und JSPS Club

Frau Dr. Ursula Toyka begrüßt die Stipendiaten und Alumni des DAAD und JSPS Club

Am Freitagabend fanden sich zahlreiche StipendiatInnen sowie Alumni aus Deutschland und Japan im Deutschen Kulturzentrum ein. Ganz im Gründungssinne der beiden Gastgeber feierte man die Verbundenheit und ermöglichte den Austausch zwischen Jung und Alt. Der generationenübergreifende Dialog ist der Direktorin des DAAD, Frau Dr. Ursula Toyka, seit ihrem Dienstbeginn ein großes Anliegen. In ihrem Grußwort bedankte sich Frau Dr. Toyka herzlich für das Erscheinen der zahlreichen Gäste, hob die Besonderheit des heutigen Zusammenkommens hervor und gab einen Rückblick auf die Gründung des DAAD im Jahre 1925 und dessen Erfolgsgeschichte. Bis heute wurden 1.2 Millionen Deutsche und 900 000 AusländerInnen gefördert. Allein im Alumniverein sind 80 000 ehemalige StipendiatInnen verzeichnet. Sie alle sind Beweis dafür, dass das Motto des DAAD „Wandel durch Austausch“ Früchte trägt.

Als nächstes sprach Herr Prof. Dr. Heinrich Menkhaus, Vorstandsvorsitzender des JSPS Clubs, sein Grußwort. Er dankte  Frau Dr. Toyka besonders für die gute Zusammenarbeit mit dem DAAD. Diese sei von großer Wichtigkeit, nicht nur aufgrund der Kooperation mit DAAD-Alumni, sondern auch, da ein Großteil der Förderung aus Mitteln des DAAD bestünde. Herr Prof. Dr. Menkhaus verwies darauf, dass er an diesem Tag als Zeichen seiner Dankbarkeit die Krawatte des DAAD trüge – ein Kommentar, der zur allgemeinen Heiterkeit beitrug.

 

Auf weiterhin gute Zusammenarbeit: Prof. Dr. Heinrich Menkhaus vom JSPS Club und Frau Dr. Toyka

Auf weiterhin gute Zusammenarbeit: Prof. Dr. Heinrich Menkhaus vom JSPS Club und Frau Dr. Ursula Toyka

Im Anschluss sprach Frau Sabine Gante-Richter, Vorstandsmitglied zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Bonn, über den Aufbau und die Organisation des JSPS Clubs. Sie stellte die zahlreichen Aktivitäten, darunter Symposien, das Junior Forum, die Verleihung des JSPS Alumni Club Awards, und die Veröffentlichungen des Clubs vor: Sammelbände, Festschriftenreihe und die Broschüre „Japanspezialisten“.

Danach berichtete DAAD-Alumnus Prof. Dr. Wolfgang Klose, emeritierter Professor der Universität Kassel, über seine Japanerfahrungen. Er war zum Zeitpunkt seines Stipendiums in der Koks- und Biomasseforschung tätig und arbeitete u.a. am National Institute for Rural Engineering an der Tsukuba-Universität. Er betonte, wie wichtig das Stipendium und die dadurch möglichen Besuche der wissenschaftlichen Institute waren, da die Kontakte, die er damals knüpfte, zu lebenslangen Beziehungen führten.

Vorstandsmitglied Sabine Gante-Richter über Aufbau und die Organisation des JSPS Clubs

Vorstandsmitglied Sabine Gante-Richter über Aufbau und die Organisation des JSPS Clubs

Als eine der VertreterInnen der japanischen Alumni berichtete Frau Tokiko Kiyota, Direktorin a.D. des Japanischen Kulturinstitutes Köln, von ihrem Studium in Deutschland. Auf die Frage Frau Dr. Toykas, wie sie die Zeit im Rückblick empfinde, nannte Frau Kiyota ihre Erinnerungen einen „Schatz“, den sie durch ihre Erfahrungen erhalten habe. Sie erinnerte sich an die Studienzeit an der Universität Bochum und an das vergnügliche Leben im katholischen Studentenwohnheim. Besonders interessant für das Publikum waren auch Frau Kiyotas Ausführungen zu ihrer Arbeit am Japanischen Kulturinstitut. Frau Kiyota betonte, dass es noch viel zu tun gäbe, solange 32 000 Deutschlernenden in Japan 15 000 deutsche Japanischlernende gegenüberstünden. Sie zeigte sich jedoch optimistisch, da die Nachfrage nach dem JLPT (Japanese Language Proficiency Tests) in Deutschland stetig steige.

Herr Prof. Dr. Koichiro Agata von der Waseda-Universität, ebenfalls ein japanischer Altstipendiat des DAAD, nahm in seinem Vortrag die Gelegenheit wahr, die Besonderheit der Personenförderung hervorzuheben. Personenbezogene Förderungen wie die des DAAD würden ein freies und fruchtbares Forschen und somit auch vielerlei Möglichkeit zum wissenschaftlichen Austausch ermöglichen. Diese Art der Förderung sei für den akademischen Austausch wesentlich nachhaltiger als die Projektförderung und daher keinesfalls zugunsten zunehmender Projektförderung zu reduzieren.

Einen Einblick in das Leben und Forschen in Japan abseits der Metropolregionen bot Herr Gerrit Fülling. Er stellte dar, wie abwechslungsreich sein damaliges Praktikum in einer ländlichen Gegend war, und gab seinen Nachfolgern wertvolle Tipps und Vorschläge für das bevorstehende Praktikum und die Zeit in Japan.

Bei der anschließenden Kaffeepause konnten sich die Gäste bei Kuchen und Kaffee stärken und Kontakte knüpfen, die zu sichtbar angeregten Gespräche führten. Danach gab Herr Prof. Dr. Ivor Fleck von der Universität Siegen einen Einblick in seinen international ausgerichteten Lebenslauf als Teilchenphysiker. Als JSPS-Stipendiat war es ihm möglich, an vielerlei Forschungsinstituten (DESY, CERN) zu arbeiten, und er sagte, dass er den Kontakt zu den japanischen KollegInnen immer als sehr angenehm empfunden habe. Er betonte, dass gerade die Zusammenarbeit mit JapanerInnen häufig zu lebenslangen Freundschaften führe.

Nach der Physik ging es interdisziplinär weiter mit Frau Prof. Tomoko Mukai, die an der Nihon-Universität Design und Mediengestaltung unterrichtet. Sie berichtete von ihren Intersection-Projekten, die Film, Musik und Theater miteinander verbinden. In ihrer Zeit als Stipendiatin lernte sie 1996 an der Kunsthochschule für Medien in Köln, die zu dieser Zeit gerade eröffnet worden war und  ihre Entwicklung nachhaltig prägte.

Die Vorträge führten zu angeregten Diskussionen

Während der Jubiläumsfeier haben JSPS- und DAAD-Alumni aus verschiedensten akademischen Feldern von ihren Erfahrungen berichtet

Im Anschluss gab Herr Prof. Nozomi Sato, Musikwissenschaftler an der Keio-Universität, einen besonderen Einblick in das Deutschland zur Zeit der Wiedervereinigung und zeigte Bilder der geöffneten Mauer. Er hatte sich zu dieser Zeit für ein Studium in Berlin aufgehalten. Für die jüngeren StipendiatInnen waren dies beeindruckende Bilder. Herr Prof. Nozomi Sato las aus den Schreiben seiner Studierenden vor, die sich momentan in Deutschland aufhalten, und die vor allem die Unterschiede in der universitären Bildung in Deutschland und Japan hervorhoben. Für Schmunzeln sorgte insbesondere die Aussage, Deutschland mache „stark“. Wie seine Vorredner betonte Prof. Sato wie wichtig es sei, im Rahmen eines Auslandsstudiums persönliche Kontakte knüpfen zu können.

Daraufhin berichtete die Waseda-Doktorandin Frau Carolin Lutz, Alumna des Sprache und Praxis-Programmes  vom akademischen Forschungsalltag in Japan. Sie hob die gute Ausstattung der Labore, die führende Technik Japans sowie die aufgeschlossene Einstellung der Kolleginnen und Kollegen hervor. Sie gab ihren NachfolgerInnen wertvolle Informationen und Einblicke in das Alltagsleben eines japanischen Doktorandenstudiums, welches sich in mancher Hinsicht von dem deutschen unterscheide.

Als der letzte Vortrag zu Ende ging, zeigte sich, wie anregend die Erfahrungsberichte und die Zusammenführung von DAAD und JSPS für Jung und Alt waren. Die Gespräche wollten nicht enden, als sich mit vorgerückter Stunde die Veranstaltung dem Ende zuneigte. Frau Dr. Toyka bedankte sich herzlich bei allen Gästen für ihr Kommen und bei dem JSPS Club sowie den Vortragenden für die Teilnahme und Unterstützung. So endete denn die erfolgreiche Jubiläums-Feier der beiden Verbände.

 

Sabrina Wägerle
Praktikantin DAAD (6.Oktober 2015)

Zum Originalbeitrag des DAAD Tokyo