Exkursion zu Produktionsstätten von Fischernetzen, Fahrzeugen und Fertighäusern


Vom 24. bis 28. April machte der 33. Jahrgang des „Sprache und Praxis in Japan“-Programms (SP) eine Exkursion in den Süden Japans durch die Präfekturen Okayama, Hiroshima, Saga und Fukuoka, um Unternehmen und Gewerbe in der Region zu besuchen. Dort erhielten die Stipendiatinnen und Stipendiaten Einblicke in verschiedenste Bereiche der japanischen Wirtschaft: von kleinen Handwerksbetrieben und traditionellen Familienunternehmen bis hin zu Stahlgiganten und weltbekannten Autoherstellern. Die Teilnehmerin Sabine Fell berichtet von der Exkursion.

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Unsere Reise begann früh an einem durchwachsenen Morgen in Tokyo. Doch schon wenige Stunden später durften wir in Okayama im strahlenden Sonnenschein den berühmten japanischen Garten Koraku-en besichtigen, bevor unser Weg uns zu Teijin Nakashima Medical, einem der weltweit führenden Hersteller für künstliche Gelenke, führte. Eine ehemalige SP-Stipendiatin, die jetzt bei Teijin Nakashima Medical arbeitet, zeigte uns die verschiedenen Bereiche des Unternehmens – von Forschung und Materialbeschaffung bis hin zur Herstellung.

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Am nächsten Tag erwartete uns mit Kaihara die nächste bekannte und weit über lokale Grenzen hinaus agierende Firma. Kaihara beliefert mit Denim-Produkten u.a. auch die international bekannten Marken Muji und UNIQLO. Mit eigenen Händen durften wir uns von der Qualität der Fasern überzeugen und die rasant arbeitenden Spindeln aus nächster Nähe bestaunen. Anschließend wurde uns bei Fujii Koto Seisakusho, einem Hersteller des japanischen Saiteninstruments Koto, jeder Schritt der Fertigung der Instrumente vorgeführt –  beim Hobeln durften wir sogar selbst Hand anlegen. Als Belohnung wartete dann sogar noch eine private Koto-Lehrstunde auf uns. 

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Bei Nitto Seimo, einer Firma die Fischfangnetze produziert, tauchten wir in eines der japanischen Kerngewerbe – den Fischfang – ein. Aber nicht nur das Unterwasserleben steht hier auf dem Programm: Mit dem Ziel, Weltallschrott zu beseitigen, arbeitet die Firma gerade an Netzen, mit denen man Müll im Weltraum einfangen kann. Nach einem Tag, der mit den Firmenbesuchen viele Kontraste bot, blieb auch noch etwas Freizeit, die wir alle nutzten, um Hiroshima auf eigene Faust zu erkunden. Wir besichtigten die berühmte Burg und das beeindruckende Friedensdenkmal. Zuletzt aßen wir auch noch traditionelle Okonomiyaki – die japanischen Gemüsepfannkuchen sind eine Spezialität in Hiroshima.

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Der dritte Tag hatte für Freunde von Schwerindustrie und Technik besonders viel zu bieten. Mit Nippon Steel & Sumitomo Metal durften wir einen der größten Stahlverarbeiter der Welt besuchen und uns die Wärme von erhitztem Stahl ins Gesicht wallen lassen. Nach dem Mittagessen wartete dann Nissan Motor Kyushu Co. Ltd. auf uns. Vom Stanzen der Karosserie über die Lackierung und den Einbau der Sitze konnten wir jeden einzelnen Schritt mitverfolgen. Nach einem, im wahrsten Sinne des Wortes, „schweren“ Tag konnten wir uns am Abend in Asakura entspannen, in einer traditionellen japanischen Herberge (Ryokan) mit heißem Bad (Onsen) unter freiem Himmel. Bei Sake, traditionellem Essen und Onsen-Dämpfen ließen wir den erlebnisreichen Tag ausklingen. 

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Der nächste Tag begann feuchtfröhlich: Bei Hiyokutsuru Shuzou, einem prämierten Sake-Hersteller in Kurume, folgte auf eine interessante und umfangreiche Firmenbesichtigung ein Sake-Tasting. Anschließend durften wir noch im Atelier des Braumeisters verschiedene handgemachte Ölpapierschirme (Wagasa) bestaunen und damit in der Sonne posieren. Unser nächster Stopp führte uns zu Sekisui Heim, einem Hersteller für Fertighäuser. Nicht nur die Produktion der verschiedenen „Container“-Teile brachte uns dort zum Staunen, wir erfuhren auch viel über die Erdbebensicherheit von japanischen Häusern. Vor Ort durften wir in einem Simulator am eigenen Körper die Stärke des Erdbebens in Kumamoto vor knapp einem Jahr erleben – eine Erfahrung, die wohl niemand so schnell vergessen wird. Zum Abschluss erhielten wir im Yoshinogari Historical Park Einblicke in die Geschichte der Region.

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Der letzte Tag führte uns zur Firma Hakata Port Terminal Co. Ltd., die für das Management des Containerhafens in Fukuoka zuständig ist. Neben der Einführung in das Management, das u.a. die Ankunft von Containerschiffen sowie die Zuteilung von Ankerplätzen regelt, bekamen wir am Hafen selbst auch die Abläufe bei der Entladung und Verfrachtung für die Weiterreise der Ladung zu Gesicht. Mit einem tollen Ausblick und einer frischen Brise unter Fukuokas strahlender Sonne endete hier unsere Exkursion.

Genauso abwechslungsreich wie die Firmen, die wir besuchten, waren auch die Erfahrungen, die wir mitnahmen: Von technisch herausragenden Firmen bis hin zu traditionellen Handwerksbetrieben, von international agierenden Riesen bis hin zu lokalen Familienunternehmen erhielten wir Einblicke in die verschiedensten Aspekte der japanischen Wirtschaft – und das alles im sommerlichen Süden Japans, fernab vom Trubel Tokyos.

 

Text: Sabine Fell

Zum Originalbeitrag des DAAD Tokyo