Für die Stipendiatinnen und Stipendiaten unseres „Sprache & Praxis in Japan“ (SP)- Programm beginnt ab Juli die achtmonatige Praktikumsphase, die sich an die zehnmonatige Phase intensiven Japanischunterrichts anschließt. Bevor die Stipendiaten aber zu ihren jeweiligen Praktikumsgebern aufbrechen, hatten sie am 16. Juni noch einmal die Gelegenheit, gemeinsam ein Unternehmen zu besuchen – dieses Mal sogar ein deutsches, denn die Exkursion führte die Gruppe zu ThyssenKrupp.
Der Firmensitz von ThyssenKrupp in Japan liegt in Akasaka in Tokyo nur ein paar Meter vom Büro des DAAD entfernt. Dort wurden die Stipendiaten vom Firmen-Repräsentanten in Japan Herrn Nikolaus Boltze empfangen, der einen Vortrag über das Unternehmen hielt und auf die zahlreichen Fragen der Teilnehmer antwortete.
Bereits seit 1859 pflegt die etwa 200 Jahre bestehende Firma Kontakte nach Japan. So hat sie beispielweise bei der anfänglichen Entwicklung der Eisenindustrie geholfen. Das vom Stahl geprägte Image, das der Firma anhaftet, möchte Herr Boltze aber geraderücken. Denn seit 2009/10 erwirtschafte der Konzern nur noch 25% seines Umsatzes mit Stahl. Andere Bereiche wie Aufzugbau und -wartung, Automobilindustrie, Anlagenbau, Luftfahrt und Bergbau würden ebenso zum Portfolio gehören. ThyssenKrupp beteilige sich an Märkten in etwa 80 Ländern auf 5 Kontinenten. In Japan habe das Unternehmen etwa 400 Angestellte, wobei vor allem die Automobilindustrie und Großwälzlager Schwerpunkte seien. Herrn Boltze betonte auch, dass durch die hochentwickelte Technik in Japan „eine Partnerschaft auf Augenhöhe“ möglich sei.
Auf Augenhöhe verlief auch die Fragenrunde, bei der Herr Boltze offen über die Bedingungen und Möglichkeiten einer Karriere bei ThyssenKrupp aufklärte. Auch aktuelle Projekte wurden diskutiert, etwa Sitzlifte als Antwort auf den demographischen Wandel, Technik für erneuerbare Energien und Lösungen für „die letzte Meile“, um die großen Menschenmassen in Tokyos schneller von A nach B zu bringen. Gerade über die letzte Frage werden viele Stipendiatinnen und Stipendiaten wohl noch länger grübeln, denn das Pendeln zu Berufsverkehrszeiten ist eine Erfahrung, die ein Praktikum in Japan meist mit sich bringt.
Text&Foto: Juliane Schedler