Ende November erhielten neun Stipendiaten des Programms „Sprache und Praxis“ in Niigata einen direkten Einblick in japanische Unternehmen und die hiese Arbeitskultur. Teilnehmerin Ilona Hoffmann schildert ihre Exkursionserfahrungen.
Ungewohnt früh ging es für uns am Donnerstag (20.11) vom Bahnhof Tokyo auf in die Präfektur Niigata, genauer nach Tsubame-Sanjo, wo wir, wie üblich für Japan, pünktlich um 12:24 ankamen.
Von da aus ging es direkt zum Polierbetrieb von Herrn Kobayashi, der uns nach einer Führung durch die Werkstatt bei einer Tasse Tee im Tatamizimmer seines Wohnhauses etwas über die Geschichte der Firma erzählte. Besonders beeindruckend ist, dass die Firma, obwohl sie nur aus sieben Mitarbeitern besteht, regelmäßig Aufträge großer Firmen wie beispielsweise Apple und Hitachi bekommt.
Nach einer kurzen Mittagspause stand direkt der nächste Besuch bei einem der letzten Hersteller von Sumitsubo in Japan an. Diese Geräte wurden früher von Zimmerleuten benutzt um Linien zu ziehen, heutzutage werden die meisten Geräte jedoch lediglich als Dekoration benutzt.

Zuerst wird die grobe Form des Sumitsubo an der Drehmaschine aus einem soliden Holzblock herausgearbeitet (links), anschließend verziert der Meister es mit Schnitzereien (rechts). Dazu klemmt er das Werkstück am Boden sitzend zwischen seinen Füßen ein und benutzt eine Vielfalt von Werkzeugen um das gewünschte Design zu schnitzen.
Abgerundet wurde der Abend durch eine Übernachtung in einem traditionellen japanischen Ryokan mit angeschlossenem Onsen.
Nihonshu in Shibata
Am Freitag ging es zunächst zur Sakebrauerei Kanemasu in Shibata, wo uns der Firmeninhaber persönlich bei einer Führung durch die Brauerei die verschiedenen Schritte im Brauprozess erklärte. Ein besonderes Highlight des Besuches war der zur Brauerei gehörende Garten, der sich im schönsten Herbstlaub präsentierte.

Herr Takahashi erklärt das Wappen der „Kanemasu“-Brauerei, in dem sich der Name widerspiegelt: Es ist zusammengesetzt aus einem Winkelmaß (kane aus dem japanischen Wort sashigane für ein Winkelmaß) und dem traditionellen quadratischen Sakebecher aus Holz (masu).

Spaziergang durch den angeschlossenen Garten der Sakebrauerei nach der Führung mit schönster Blätterfärbung.
Unsere letzte Station führte uns gleichzeitig auch zum größten Unternehmen auf der Liste: der JAPAN TRANSPORT ENGINEERING COMPANY (J-TREC). Diese Firma stellt auf ihrem Gelände in Niigata hauptsächlich Züge für den Nahverkehr in Tokyo her. Hier hatten wir bei einer Werksbesichtigung die Gelegenheit, die unterschiedlichen Stationen der Zugwagons im Herstellungsprozess zu sehen.

Foto mit den beiden J-Trec-Mitarbeitern die uns fachkundig durch den Herstellungsprozess eines Eisenbahnwaggons führten.
Die Exkursion bot in meinen Augen eine Chance das ländlichere Japan und die dortigen Betriebe hautnah kennenzulernen. Wir sind schon sehr gespannt auf die nächste Exkursion
Ilona Hoffmann und Karin Bokelmann,
Stipendiatinnen des Programms ”Sprache & Praxis in Japan”